Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Abstimmung Programmergänzung |
Beschlossen am: | 27.06.2020 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Aus der Pandemie lernen: Für ein krisenfestes und solidarisches Düsseldorf (NEU)
Text
Lesehinweis: das komplette Kapitel war nicht Bestandteil der am 07.03.2020
beschlossenen Fassung. In Klammern stehen die Verweise ins eigentliche Programm.
Klarer Kompass für Krisenzeiten
Digitaler, solidarischer, nachbarschaftlicher
Unser Alltag hat sich in den letzten Wochen und Monaten in noch nie dagewesener
Weise verändert. Die Corona-Pandemie hat große Auswirkungen auf fast alle unsere
Lebensbereiche. Zu Beginn der Pandemie war schnelles Handeln erforderlich:
Zuhause bleiben und von zuhause arbeiten wurde zur Norm, Schulen und Kitas
wurden geschlossen, Abstandsregeln und Kontaktsperren wurden verhängt. Die
Ausbreitung des Virus zu verlangsamen ("Flatten the Curve") war das Ziel. Wir
haben es in den vergangenen Wochen und Monaten gemeinsam erreicht. Dank der
großen Solidarität der Düsseldorfer*innen, die die notwendigen Maßnahmen
umgesetzt haben, um sich und ihre Mitmenschen zu schützen und dank dem
unermüdlichen Einsatz aller Helfer*innen, Pfleger*innen, Ärzt*innen,
Erzieher*innen, Verkäufer*innen und vieler anderer konnten wir diese
Herausforderung bisher gut meistern.
Inzwischen konnten die Maßnahmen gelockert werden. Aber die Pandemie und ihre
Folgen sind noch nicht vorüber. Auch im Hinblick auf die nächsten Wochen und
Monate steht fest: Diese Krise bewältigen wir nur gemeinsam und solidarisch.
Agiler - nachhaltig handlungsfähig
Viele Menschen sind nicht nur gesundheitlich, sondern auch in ihren sozialen
Beziehungen und wirtschaftlich akut von der Coronakrise und ihren Folgen
betroffen. Beschäftigte fürchten Entlassungen, Selbstständige warten verzweifelt
auf Aufträge, Minijobber*innen bleiben ohne Job. Das Ausbleiben von
Gewerbesteuereinnahmen und zusätzliche Ausgaben stellen auch den städtischen
Haushalt vor Herausforderungen (Verweis Finanzen). Mit voranschreitenden
Lockerungen wird die Frage immer wichtiger, mit welcher Strategie wir
Betroffenen helfen und diese Krise bewältigen wollen. Wir sind sicher: Das geht
nur sozial, gemeinschaftlich und nachhaltig. (Verweis Kapitel Nachhaltige
Entwicklung)
Für uns ist klar: Konjunkturpakete, die Schaffung von guten Arbeitsbedingungen
und klimafreundliche Investitionen gehen Hand in Hand. Wir werden den Aufschwung
nicht mit Plänen von gestern schaffen. Nur ein Aufbruch, der die Maßnahmen zur
Bewältigung der Corona-Pandemie mit den nötigen Veränderungen für Klimaschutz,
Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbringt, kann uns nachhaltig und wirksam aus
der Krise führen. Die staatlichen Mittel müssen tatsächlich dem Wohlergehen der
Bürger*innen und der Stadt - kurz- wie auch langfristig - zugutekommen.
Die Corona-Pandemie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Klimakrise
ungehindert fortschreitet und unser dringendes Handeln erfordert. Die
Coronakrise kann uns in Sachen Klimakrise um Jahre zurückwerfen, wir können aber
auch die Chance nutzen und den Aufbruch aus beiden Krisen angehen. Wir wollen
Konjunkturprogramme und Investitionen in den Klimaschutz zusammendenken, und
damit den kommunalen Handlungsspielraum nutzen, um die sozial-ökologische
Transformation auf kommunaler Ebene voranzubringen.
Kommunale Förderprogramme sollen sich nach ökologischen Kriterien richten und
den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen, um unsere städtische Wirtschaft
verstärkt anzuschieben und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für ein
klimaneutrales Düsseldorf 2035 zu leisten. Klimaschutz? Jetzt erst recht!
(Verweis Klima) Denn auch die finanziellen Herausforderungen der Coronakrise
können nicht als Ausrede für weniger Klimaschutz herhalten. Eine ungelöste
Klimakrise kommt uns mittel bis langfristig viel teurer als die anstehenden
Investitionen. Damit Klimaneutralität 2035 kein abstraktes Ziel bleibt, werden
wir für die praktische Umsetzung das Gewicht der zuständigen Umwelt- und
Planungsämter stärken und deren personale Ausstattung wo nötig aufstocken. Wir
werden die in Düsseldorf bestehenden Förderprogramme für Klimaschutz und
Klimaanpassung ausweiten und die generelle Niedrigzinsphase nutzen (hier
Fördermöglichkeiten u.a. der KfW-Bank), um in Klimaschutz zu investieren und
gleichzeitig die Konjunktur, insbesondere das Handwerk, zu stützen. Aufgrund der
Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wollen wir uns dafür einsetzen, dass
insbesondere die 1700 städtischen Liegenschaften bis 2035 möglichst klimaneutral
werden. (Verweis Kapitel Klima, Wirtschaftspolitik)
Viele Düsseldorfer*innen sind in den letzten Wochen aufs Rad umgestiegen, um die
engen Kontakte in Bus und Bahn zu vermeiden oder um dem "Lagerkoller"
entgegenzuwirken.
Mit „Pop-up-Bike-Lanes“ - kurzfristig und provisorisch eingerichteten
Fahrradstreifen - und der dauerhaften Umnutzung von Autospuren für den
Radverkehr wollen wir mehr Platz und Sicherheit für Radfahrer*innen schaffen und
unsere Fahrradinfrastruktur für das erhöhte Verkehrsaufkommen fit machen. Das
ist bereits aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend geboten. Es bietet für
unsere Stadt aber auch eine enorme Chance, wenn wir die Neuradler*innen und auch
ehemalige ÖPNV-Nutzer*innen, die mit den zunehmenden Lockerungen vor der Frage
nach dem Umstieg auf den PKW stehen, dauerhaft vom Fahrradfahren begeistern
können. (Verweis Kapitel Mobilität)
Für uns ist klar: Der ÖPNV darf nicht Kürzungen durch den Corona-Rotstift zum
Opfer fallen.
Auf die Nutzung von Bus und Bahn sind viele Düsseldorfer*innen angewiesen. Die
verpflichtende Verwendung eines Mund-Nase-Schutzes hat schon viel Sicherheit
gebracht. Damit sich die Düsseldorfer*innen weiterhin auf einen sicheren und
verfügbaren ÖPNV verlassen können und das Infektionsrisiko so niedrig wie
möglich bleibt, dürfen weder Taktungen verkürzt noch Fahrten gestrichen werden.
(Verweis Kapitel Mobilität)
Während der Corona-Pandemie stand der Flughafen praktisch still. Auch dauerhaft
wird mit ca. 30 % weniger Flugverkehr als noch 2019 gerechnet. Daher ist die
geplante Kapazitätserweiterung noch weniger nötig und sinnvoll als sie es
ohnehin schon war. Wir brauchen dagegen einen Flughafen mit weniger Emissionen,
besserem Lärmschutz, sicherer Nachtruhe und sozial ausgewogenen
Restrukturierungen.(Verweis Kapitel Mobilität)
Während der Coronapandemie haben alle Beteiligten an einem Strang gezogen. Die
Politik hat zügig Beschlüsse vorgelegt und die Stadtverwaltung Anträge der
lokalen Wirtschaft auf finanzielle Unterstützung in Windeseile bearbeitet. Wir
sehen dies als enormen Gewinn an - die agile Verwaltung muss sich in Strukturen,
Instrumenten und der Weiterqualifizierung von Mitarbeiter*innen manifestieren.
Die Lehren aus der Coronakrise zeigen uns: Wir können schnell und entschieden
handeln. So wollen wir beispielsweise auch beim Klimaschutz und im Bürger*innen-
Service neue Wege gehen.
Neue Formen von Bürger*innen-Service, Beratung, Bürger*innen-Beteiligung und
Transparenz sind mit der Digitalisierung möglich. Wir wollen die digitale Wende
in unserer Stadt einleiten.
Wir setzen uns für Freifunk in unserer Kommune ein. Denn wer online seinen
Service anbietet, muss dazu Lösungen finden, damit alle Bürger*innen unabhängig
von ihrer finanziellen Situation diesen Service in Anspruch nehmen können.
In der Krise ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, viele Beratungsangebote,
sei es von Ärzt*innen, Therapeut*innen, der Seelsorge oder Verfahrensberatung
auch digital zu organisieren. Wir wollen diesen Berufen helfen, auch digital zu
beraten, zu informieren und zu untersuchen, und lokalen Anbietern dabei fördern,
entsprechende datenschutzgerechte und barrierearme digitale Lösungen
anzubieten.(Verweis Kapitel Düsseldorf gut regiert, Digitalisierung)
Die Kulturbranche im weitesten Sinn ist in ihrer Wertschöpfungsdimension
vergleichbar mit anderen Schlüsselindustrien. Durch die Pandemie ist besonders
die Kultur in eine tiefe Krise gestürzt, viele Kulturschaffende sehen sich in
ihrer Existenz bedroht.
Kultur und Künste sind zivilisationsrelevant, aber auch fragil. Für uns ist
deshalb klar: Wir brauchen Kulturinvestitionen und nicht Sparmaßnahmen, die
Kultur nachhaltig beschädigen.
Unsere kulturellen Initiativen und Vereine in Düsseldorf bringen Menschen
zusammen und stärken unsere Demokratie. Die kulturelle Infrastruktur (vom Museum
bis hin zum kleinen Off-Kultur Veranstaltungsort) wollen wir bewahren.
Existenzen von Kulturschaffenden dürfen nicht gefährdet und die kulturelle
Bildung nicht ausgesetzt werden.
In Krisenzeiten werden Bildungsungerechtigkeiten verschärft und verdeutlicht.
Wir müssen in Zusammenarbeit mit der Stadt herausfinden, in welchem Umfang bei
welchen Schüler*innen zusätzliche Unterstützung notwendig ist. Wir GRÜNEN wollen
Schüler*innen, die zuhause über keine ausreichenden digitalen Mittel verfügen,
mit adäquater digitaler Ausstattung unterstützen. Außerdem wollen wir
Nachhilfeangebote für Schüler*innen schaffen, die zuhause nicht die notwendige
Unterstützung beim Lernen erhalten. (Verweis Kapitel Schule)
Das Arbeiten von Zuhause ist nicht nur ein deutlicher Beitrag zum Klimaschutz,
sondern gibt vielen Arbeitnehmer*innen durch die gesparte Fahrzeit auch die
Möglichkeit, mehr Zeit mit ihren Familien zu verbringen und Familie und Beruf
besser zu vereinbaren. Die Stadt muss sich bei allen Arbeitsfeldern, wo dies
möglich und sinnvoll ist, für ein dauerhaftes Recht auf Home Office einsetzen.
Die Stadtverwaltung muss als Arbeitgeberin hier selbst mit positivem Beispiel
vorangehen (Digitale Transformation). (Verweis Kapitel Digitalisierung)
Näher - Trotz Abstand
In Krisenzeiten haben viele Menschen ihren Nachbar*innen Hilfe angeboten – bei
Einkäufen geholfen oder emotional bei Einsamkeit unterstützt.
Trotz physischer Distanz sind die Bürger*innen stellenweise zusammengerückt.
Balkonkonzerte- und lesungen wurden veranstaltet und das Interesse an der
unmittelbaren Umgebung gestärkt. Wir setzen uns weiter für eine solidarische
Stadt, soziale Wärme und Gemeinschaftlichkeit ein und unterstützen die
quartiersorientierte Nachbarschaftshilfe auch nach der Pandemie. Eine Post-
Corona-Stadt ist eine lebende, solidarische Stadt, die auch gegen Einsamkeit
ankämpft. Besonders hat sich eine große Solidarität unter den Generationen
gezeigt. Menschen aller Altersgruppen haben viel entbehrt, um ihre Lieben zu
schützen. Junge Menschen haben Aufgaben für Ältere übernommen. (Verweis Kapitel
Quartier)
Die Beschränkungen der Corona-Pandemie haben uns mehr denn je bewusst gemacht,
dass wir unsere Straßen zum Leben, zur Erholung und zur Begegnung benötigen. In
Städten wie Wien oder London wurden Straßen für Autos gesperrt und in Gehwege
umgewandelt, in Berlin werden sie zu Spielstraßen umfunktioniert. Auch nach
Corona wollen wir die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch Fußgänger*innen
und Radfahrer*innen, Begrünung und Kultur fördern, mehr barrierefreien Raum und
mehr Platz für kreative Nutzung und Kunst schaffen. Eine Ausweitung der
Außengastronomie soll Quartiere lebendiger machen und die durch das Virus stark
gebeutelten Restaurants und Kneipen unterstützen.
Ferner konnte man große Unterstützung für den lokalen Handel und Gewerbe
feststellen. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass diese Wertschätzung der vor
Ort verankerten Wirtschaftsstrukturen auch nach der Krise fortbestehen bleibt.
Eine resilientere Versorgung der Bürger*innen und der Erhalt des schon lange
geschwächten Einzelhandels insbesondere vor Ort in den Stadtteilen rücken damit
in den Fokus.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden die Wirtschaftsstrukturen in
Düsseldorf noch länger herausfordern. Wir wollen unsere kommunale
Wirtschaftsstruktur wiederbeleben und ihr einen Innovationschub geben.
So lange die Krise anhält, wird die Auslieferung von Produkten wichtig sein. Wir
wollen daher den lokalen Betrieben Zuschüsse zum Kauf von Lastenfahrrädern
geben.
Wir wollen eine Diskussion über die Rolle der Innenstädte und Stadtteilzentren
der Zukunft anregen. Die Innenstadt der Zukunft darf nicht ein reiner
Einkaufsort sein. Sie muss multifunktional werden: Arbeits-, Wohn-, Begegnungs-,
Sport-, Spiel-, Betreuungs-, Lern-, Logistik-, Gastronomie- und
Einkaufsmöglichkeiten sollen klug miteinander kombiniert werden. Dazu wollen wir
beispielsweise Flächen und Räumlichkeiten vielseitig nutzen. (Verweis Kapitel
Stadtplanung, Mobilität, Wirtschaftspolitik)
Das ständige Zuhause Bleiben in den letzten Wochen und Monaten hat uns nochmal
verdeutlicht, wie groß der Einfluss des sozialen Status auf die Wohnform und
damit die Lebensqualität ist. Kleine Wohnungen und wenig Platz, der mit vielen
Menschen geteilt werden muss, ohne die Möglichkeit in einem Garten oder auf
einem Balkon an der frischen Luft entspannen zu können, können für viele
Menschen sehr belastend sein. Wir wollen, dass auch günstige Wohnungen Zugang zu
Gärten und grünen Flächen erhalten.
Auch durch den Wegfall der Osterferien als Reisezeit wurde die Qualität von
Erholungsräumen in unmittelbarer Nähe wiederentdeckt. Für ein lebenswertes
Düsseldorf sind der Erhalt und die Pflege unserer Grünflächen und der Einsatz
gegen fortschreitende Flächenversiegelung von zentraler Wichtigkeit. Sie
erlauben Erholung, Freizeitgestaltung und Durchatmen - auch wenn es zuhause
vielleicht mal zu eng wird. Wir wollen nicht zuletzt auch Potenziale der
Entsiegelung von öffentlichen Flächen in den Fokus nehmen. (Verweis Kapitel
Wohnen, Umwelt)
Die deutliche Zunahme von Homeoffice-Aktivitäten in der Coronazeit hat leere und
verwaiste Bürokomplexe zur Folge. Während zu erwarten ist, dass ein nicht
unbeträchtlicher Teil der Beschäftigten auch in Zukunft verstärkt von einem
externen Platz aus arbeiten und auch weniger Geschäftsreisen unternehmen wird,
bietet das die Gelegenheit, den tatsächlichen Bedarf an Büroimmobilien und -
flächen aber auch Hotelkapazitäten zu überdenken und Gebäude in eine andere
Nutzung zu überführen. So kommt unter anderem die Umnutzung zur Schaffung von
Wohnraum infrage. Dies entlastet den Wohnmarkt und bietet die Möglichkeit,
wertvolle Grünflächen zu erhalten statt sie zu bebauen. (Verweis Kapitel Wohnen)
Öffentlicher - die Stadt als bewusste Akteurin
Während der Coronapandemie hat sich die Wahrnehmung “systemrelevanter” Sektoren
deutlich verschoben. Während man in der Finanzkrise die Banken und kürzlich die
Autoindustrie als “systemrelevant” verstanden hat, sind es nun Beschäftigte
gewesen, die sonst selten im Fokus sind: Pfleger*innen, Mitarbeiter*innen im
Einzelhandel, Erntehelfer*innen, Erzieher*innen, Mitarbeiter*innen der
Stadtverwaltung.
Es waren Angehörige dieser Berufsgruppen, die trotz akuter Bedrohungslage Tag
für Tag für das Gemeinwohl ihrer Arbeit nachgegangen sind. Es ist essentiell,
dass diese Menschen Unterstützung, Wertschätzung und vor allem dauerhaft bessere
Arbeitsbedingungen und Entlohnung erhalten. Es darf nicht beim abendlichen
Applaus bleiben. Darauf muss die Stadt – wo immer möglich – hinwirken. Neben der
reinen Krisenbewältigung hat sicher die Corona-Krise verdeutlicht, dass nur eine
funktionierende und widerstandsfähige (resiliente) öffentliche Infrastruktur
ihrer Aufgabe der gemeinwohlorientierten Daseinsvorsorge gerecht werden kann.
Die Stadt muss in Zukunft mit klaren öffentlichen Vorgaben oder einer Steuerung
stärker als Akteur zum Schutz der Gesundheit der Bürger*innen in Erscheinung
treten. Die Coronapandemie hat die Vorteile eines resilienten, öffentlichen und
gut finanzierten Gesundheitssystems aufgezeigt. Wir treten dafür an,
Verantwortung zu übernehmen und diese Aufgabe nicht dem privaten Gewinnstreben
unterzuordnen. Das Gesundheitsamt wollen wir als dritte Säule der
Gesundheitsversorgung stärken.
Es gilt, ein funktionsfähiges, qualitativ hochwertiges hausärztliches System in
unserer Kommune aufrechtzuerhalten. Es ist aber auch deutlich geworden, dass der
Öffentliche Gesundheitsdienst, dessen Aufgaben in den Bereichen Prävention,
Gesundheitsförderung und Gesundheitsschutz liegen, in der Corona-Krise stark an
seine Grenzen gekommen ist. Er muss weiter ausgebaut werden, um in Zeiten der
Pandemie, aber auch angesichts gesundheitlicher Auswirkungen des Klimawandels,
besser handeln zu können. Gesundheitsprävention und -bildung müssen wieder
stärker in den Fokus gerückt werden. Eine gute Gesundheit und das Wissen darum,
wie wir Körper und Psyche stärken können, sind Grundlagen für Resilienz, durch
die Menschen solche Krisen besser bewältigen können. Wir wollen insbesondere die
gesundheitliche Vorsorge von Menschen in Quartieren mit einer hohen Anzahl von
Leistungsempfänger*innen fördern und die Quartiere gesundheitsförderlich
gestalten.
Die Testkapazitäten für Covid-19-Erkrankungen wurden in unserer Stadt erhöht,
wir wollen das Niveau aufrechterhalten und bei Bedarf erhöhen.
Es braucht für die Zukunft einen städtischen Notfall-Pandemieplan. Teil dieses
Plans muss beispielsweise sein, dass Düsseldorf eigene Krisenreserven aufbaut
und Beschaffung zentral organisiert. Das Gesundheitswesen muss zudem digitaler
aufgestellt werden. Mitarbeiter*innen in sogenannten systemrelevanten Berufen,
sollte vernünftig bezahlt werden.
Frauen und Kinder waren und sind in der Phase der Einschränkungen besonders
gefährdet, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden. Wir wollen die aufgrund der
Pandemie eingerichteten Nottelefone und Notberatungen beibehalten und somit
sicherstellen, dass das Angebot der Beratung ausgeweitet bleibt. Wir müssen
gemeinsam mit dem Land unserer Verantwortung für den Gewaltschutz und der
Umsetzung der Istanbul-Konvention gerecht werden und die
Frauenhilfeinfrastruktur absichern. Der Krisenmodus darf kein Normalzustand in
Frauenhäusern sein. Wir werden auch die Strukturen des Kinderschutzes stärken
und gemeinsam mit dem Jugendamt einen Runden Tisch Kinderschutz einrichten. Nach
der akuten Zeit der Einschränkungen müssen wir analysieren, welche Auswirkungen
die faktische Isolation für Kinder und Jugendliche hatte und wie wir den
Kinderschutz auch über die Krisenzeit hinaus stärken können.
So befreiend die zunehmenden Lockerungen sind, müssen wir uns dennoch bewusst
sein, dass die Gefahr wiederkehrender Wellen weiter bestehen wird. Deshalb
sprechen wir uns für eine Beibehaltung des Mund- und Nasenschutz-Gebotes im ÖPNV
und an sensiblen Orten aus, solange es keine grundsätzliche Entwarnung des
Robert-Koch-Instituts gibt. Testkapazitäten müssen aufrechterhalten,
Hygienemaßnahmen - besonders in Pflegeheimen - fortgeführt und die
Fallnachverfolgung weiter praktiziert werden. (Verweis Kapitel Soziales)
Düsseldorf hat in der Corona-Pandemie schnell reagiert und die Unterkünfte für
wohnungslose Menschen ausgeweitet, um Abstand zu ermöglichen. Das soll nun
weiterentwickelt werden, so dass wohnungslose Menschen generell in 1- oder
maximal 2-Bett-Zimmern vorübergehend übernachten. Zudem soll es zukünftig auch
in Notschlafstellen und Obdachlosenunterkünften WLAN-Netze geben, die sukzessive
eingerichtet werden. Generell wollen wir hin zu mehr Wohnen und weniger
Unterbringung. Beispielsweise indem wir verstärkt in den städtischen Wohnungsbau
investieren und indem wir die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft
intensivieren. (Verweis Kapitel Wohnen, Soziales)
Für Menschen mit psychischen Störungen und Süchten ist die Corona-Pandemie sowie
die daraus folgende Isolation besonders belastend und gefährlich. Wir wollen
Angebotsstrukturen verstärken und den Menschen die Möglichkeit geben, schnell
und unbürokratisch Hilfe von dafür ausgebildeten Personen zu erhalten. (Veweit
Kapitel Soziales)
Corona hat verdeutlicht, wie unverzichtbar barrierefreie Kommunikation ist. Ob
Plakate, Corona-Hotline oder die Homepage der Stadt: Bürger*innen und Gäste
unserer Stadt müssen auch mehrsprachig sowie in leichter Sprache informiert
werden.
Corona hat wieder schmerzhaft gezeigt, dass Verschwörungstheorien und
rassistische Schuldzuweisungen ernste Probleme unserer Gesellschaft sind.
Für Antisemitismus und Rassismus - dieses Mal besonders gegen ostasiatisch
gelesene Menschen - gibt es keinerlei Entschuldigung.
Wir GRÜNE treten weiterhin entschieden gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit
ein und werden auch in den städtischen Strukturen die Resilienzen weiter
stärken. Demokratieprojekte und -bildungsangebote werden wir ausweiten und
weiter entwickeln. (Verweis Gleichstellung und Vielfalt, Demokratie und gegen
Rechts)
Besonders dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, besteht ein großes
Ansteckungsrisiko - so auch in Flüchtlingsunterkünften. Die Coronapandemie hat
aufgezeigt, dass einige Unterkünfte in Düsseldorf nicht ausreichend Abstand
ermöglichen. Diese müssen pandemiegerecht umgeplant und umgebaut werden.
Besonders gemeinschaftliche Strukturen wie Küchen und sanitäre Bereiche sind ein
empfindliches Nadelöhr. Ferner wollen wir weitflächigere WLAN-Netze in
Unterkünften einrichten, damit Menschen bei der Nutzung digitaler Bildungs- und
Informationsangebote nicht auf engem Raum zusammentreffen müssen. Auch die
Entwicklung einer mehrsprachigen, in Krisenzeiten jederzeit zu nutzenden App, in
der tagesaktuell Angebote und z.B. Öffnungs- und Schließungszeiten eingestellt
werden, ist für diese Zielgruppe wichtig.
Noch sehr viel gravierender ist die Lage der Geflüchteten in Flüchtlingslagern
beispielsweise auf den griechischen Inseln. Auf engstem Raum untergebracht - in
Zeiten von Corona ein doppelter Albtraum. Ohne Hygienestandards, ausreichend
Wasser und Möglichkeiten, sich zu schützen, sind diese Menschen dem Virus
ausgeliefert. Unsere Solidarität kann Menschenleben retten! Düsseldorf muss
zusammen mit den anderen Städten, die sich zur Aufnahme aus Seenot geretteter
Flüchtlinge ausgesprochen haben, für die Evakuierung dieser Lager und die
Aufnahme deren Bewohner*innen, insbesondere unbegleiteten Minderjährigen und
Familien mit Kindern, eintreten. (Verweis Kapitel Integration und Teilhabe)