Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 07.03.2020 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Quartier
Text
Deine Straße, deine Gegend, dein Quartier.
Quartiere sind im Wandel: dort, wo Einzelhandel angesiedelt ist, ist der Druck
des Online-Handels vor allem am Leerstand im Quartier zu erkennen. Supermärkte,
Bankfilialen und kirchliche Einrichtungen schließen. Viele Menschen, die ihre
wohnliche Situation verändern wollen, müssen ihre Quartiere verlassen, ob sie
wollen oder nicht. Grund sind Gentrifizierung und ein Mangel an passendem und
bezahlbarem Wohnraum – vor allem für ältere Menschen und Familien. Quartiere
sind nicht selten durch sehr unterschiedliche, jeweils sehr homogene Bauweisen –
Einfamilienhäuser auf der einen, Hochhäuser auf der anderen Seite – de facto
durch ihre jeweilige Milieuzusammensetzung geradezu gespalten. Das alles
schwächt Nachbarschaft und den sozialen Zusammenhalt im Quartier und somit auch
in Düsseldorf als Ganzes.
Wir GRÜNE wollen das Quartier weiter stärken. Denn hier ist Düsseldorf Dorf und
Großstadt in Einem. Im Quartier gehen die Kinder zur Schule, im Quartier werden
Besorgungen erledigt und Sport getrieben. Im Quartier findet der Alltag statt.
Vor allem für Menschen, die weniger mobil sind , ist es wichtig, dass das
Quartier weiterhin viel zu bieten hat. Kinder erleben Selbstständigkeit und
multikulturelle Normalität im Quartier und sind so eben ‚Großstadtkinder‘ und
auch Kinder ihres Quartiers. Ältere Menschen pflegen Kontakte vor allem in der
Nachbarschaft und Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind um kurze Wege
glücklich. Alle Menschen profitieren von einer wohnortnahen Versorgung mit
Apotheken, Ärzt*innen und Einzelhandel.
Quartiere der Zukunft
Ein Quartier ist dann dynamisch und zukunftsfest, wenn es auf Demografie und
technologischen Wandel zügig reagieren kann, statt in Schockstarre zu verharren.
Wir GRÜNE haben den Blick auf die Quartiere gestärkt. Neben den drei konkreten
Projekten aus der Städtebauförderung (Rath, Wersten, Garath) haben wir das
„Rahmenkonzept Quartiersentwicklung“ initiiert. Diese grundlegende Arbeit wollen
wir fortführen und daraus Projekte entwickeln, die zu den jeweiligen
Herausforderungen der Quartiere passen. Dies gelingt am besten mit den starken
Partner*innen vor Ort aus Wohlfahrt und Handel, den Bildunsgträgern und der
dauerhaften Einbindung der Bürger*innen. Nur wenn wir die integrierte
Quartiersentwicklung ernst nehmen, wird es uns gelingen alle Quartiere in
Düsseldorf nachhaltig und inklusiv zu gestalten.
Mittelfristig braucht es ein Monitoring der Quartiersentwicklung. Denn der
Wandel kommt selten überraschend. Kinder werden lange vor ihrer Einschulung
geboren, Ältere waren auch mal jung und soziale Einrichtungen oder Bankfilialen
schließen auch nicht über Nacht. Die Politik in den Bezirken aber auch im Rat
muss frühzeitig ganz konkret wissen, was es im Stadtteil braucht, um
entsprechend unterstützend Politik gestalten zu können. Dazu soll sie auch die
Mittel an die Hand bekommen, Bürger*innen frühzeitig zu befragen und
einzubinden. (Verweis Kapitel Beteiligung)
Lebendige Quartiere der Zukunft brauchen:
Kurze Wege zur Kita und zur Schule schaffen Selbstständigkeitserfahrungen
und tragen zur Sicherheit im Alltag sowie zum Umweltschutz bei.
Kinder- und Jugendeinrichtungen sind geschützte Räume jenseits des
Elternhauses, unterstützen Kinder und Jugendliche in ihrer
Persönlichkeitsentwicklung und schützen sie vor Kriminalität und Drogen.
Auch pflegebedürftige Menschen möchten gerne im Quartier bleiben, auch
wenn sie in eine Einrichtung ziehen müssen, denn dort leben Bekannte und
Familie. Deshalb braucht es in jedem Quartier Pflegestützpunkte, von denen
aus von ambulanter bis stationärer Pflege alles rund um die Pflege
organisiert werden kann.
Wer erst lange mit der Bahn fahren muss, bevor es mit dem Sport losgehen
kann, fängt vielleicht gar nicht erst an. Deshalb brauchen alle Quartiere
ausreichend Sport- und Bewegungsangebote für Jung und Alt.
Menschen aus allen Generationen brauchen ab und an Unterstützung im Leben,
welche die Verwandtschaft, der Freundeskreis oder die Nachbarschaft nicht
bieten können, deshalb braucht es in allen Quartieren langfristig
aufsuchende oder institutionell gebundene Soziale Arbeit für alle
Generationen und Bedarfe.
Der Klimawandel ist global und hat lokale Auswirkungen – deswegen brauchen
wir viele kühle Orte - cooling areas - für die immer heißeren Sommer.
Gesundheitsstützpunkte sichern mit ihrem vielfältigen Angebot und kurzen
Wegen die gesundheitliche Nahversorgung und tragen zur Lebensqualität im
Quartier bei.
Orte der Begegnung für alle Altersstufen – je besser man sich im Quartier
kennt, desto einfacher das Miteinander.
Kultur im Quartier – Kindertheater, Kultkneipe und Kunstprojekt – sie
brauchen Platz und politischen Rückhalt.
Raum schaffen mit grünen Adern: Straßen ohne Autos oder autofreie Zeiten
schaffen Platz für Bewegung, Begegnung und Nachbarschaft. Anwohner*innen
werden z. B. zu gemeinsamer, verbindender, gärtnerischer Tätigkeit
motiviert.
Egal wie sehr man sein Quartier auch mag, manchmal will man Großstädter*in
sein - deshalb braucht jedes Quartier selbstverständlich eine gute
Anbindung an den ÖPNV.
Einer für alle – Alles in einem: die Stadtteilläden
Ein Modell, das in Frankreich seit einigen Jahren immer beliebter wird und
vieles von dem mit anpackt, was wir uns für ein lebendiges Viertel wünschen, ist
eine Art Stadtteilladen, in Frankreich genannt "Concièrgerie de Quartier". In
diesem Sozialunternehmen – es arbeitet betriebswirtschaftlich, aber nicht
profitorientiert - können Mitglieder gegen eine jährliche Gebühr viele Dienste
kostenlos und andere gegen eine zusätzliche Gebühr in Anspruch nehmen.
Mitglieder können z.B. Pakete abholen, sich gemeinsam gegen
Lebensmittelverschwendung engagieren, Dinge verschenken, Jobs im Viertel finden.
In der "Conciergerie de Quartier" können VHS-Kurse stattfinden,
Kleinstgewerbetreibende können hier eigene lokale Produkte vertreiben, Dienste
wie Wäschereinigung oder das Vermitteln von Handwerker*innen können in Anspruch
genommen werden. Bei einem Tee zum Selbstkostenpreis lässt sich entspannt mit
den Nachbar*innen plaudern.
Diese Läden können helfen, die Verfügbarkeit von Diensten im Stadtteil zu
erhalten, auch wenn die Nachfrage sinkt. Sie können Recyclingstation, repair-
café und Orte des gemeinsamen Lernens oder gemeinsamer Hobbys werden.
Kooperationen mit Post- oder Bankfilialen können zum Erhalt von Infrastruktur
beitragen, die vielleicht anderswo schon aufgegeben werden musste. Je nach Lage
können diese Läden auch Co-Working Spaces zur Verfügung stellen und somit
Menschen, die selbstständig arbeiten, ein Büro im Viertel bieten.
Die Stadt hat mit der Zukunftswerkstatt eine Tochtergesellschaft, die solche
Läden als Pilot starten könnte - passend zu ihrem Auftrag, berufliche
Perspektiven zu schaffen und an der Lösung gesellschaftlicher Probleme zu
arbeiten.
Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs)
- 9 Industrie, Innovation und Infrastruktur
- 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
- 13 Maßnahmen zum Klimaschutz